Durchweg negativ belegt

Caution Children at Play

Dass es dem einen oder ande­ren Kin­der­buch dem­nächst sprach­lich an den Kra­gen gehen soll, hat mich im ers­ten Moment schon ein wenig geschüt­telt. Reflex­ar­tig woll­te ich mich vor die Hel­den mei­ner Kind­heit wer­fen. Schließ­lich bin ich unter ande­rem mit der klei­nen Hexe groß gewor­den. Ernst­haf­te Schä­den hat die Lek­tü­re ihrer Geschich­te bei mir nicht hin­ter­las­sen. (Zumin­dest habe ich beim Inmi­ch­hin­ein­hö­ren kei­ne ent­de­cken kön­nen.) Bit­te wie, habe ich dar­um gedacht, sol­len die Kin­der von heu­te durch solch ein Buch gefähr­det wer­den? Lasst es doch ein­fach, wie es ist.

Ein oder zwei Gedan­ken­gän­ge spä­ter fin­de ich die vom Thie­ne­mann-Ver­lag ange­kün­dig­te Ver­än­de­rung über­haupt nicht mehr schlimm: Ab der kom­men­den Auf­la­ge der klei­nen Hexe soll das Wort »Neger­lein« in dem Buch also nicht mehr vor­kom­men. Inhalt­lich wird dem Werk dadurch nichts genom­men wer­den. Zu klein und eigent­lich auch unauf­fäl­lig ist die Kor­rek­tur. Oder hat irgend­je­mand bemerkt, dass Pip­pi Lang­strumpfs Vater Efra­im statt »Neger­kö­nig« schon seit 2009 »Süd­see­kö­nig« genannt wird? Bemerkt, bevor das im Zuge der Thie­ne­mann-Ankün­di­gung erwähnt wurde?

Mit der Besei­ti­gung eines bis­lang unent­deck­ten Ras­sis­mus Otfried Preuß­lers hat der Vor­gang dabei gar nichts zu tun. Allei­ne schon, weil es die­sen Ras­sis­mus nie­mals gab. Preuß­ler schrieb die Geschich­te in der Spra­che sei­ner Zeit, in der das Wort »Neger« geläu­fig war. Heu­te ist es das aber eben nicht mehr – wird es nicht gera­de zynisch iro­ni­sie­rend, sar­ra­zine­sk koket­tie­rend oder schlicht­weg belei­di­gend ver­wen­det. Die­se durch­weg nega­ti­ve Bele­gung des Begriffs kön­nen Kin­der allei­ne aber kaum erfas­sen. Man müss­te sie beim (Vor-)Lesen idea­ler­wei­se mit­erklä­ren. Oder das Wort direkt da las­sen, wo es mitt­ler­wei­le gelan­det ist: auf dem Fried­hof der Sprach­ge­schich­te. Voka­beln zur Aus­gren­zung wer­den die Klei­nen noch zur Genü­ge ken­nen ler­nen. Sie müs­sen nicht gleich bei ihren ers­ten Büchern damit anfangen.

In der Febru­ar-Aus­ga­be des Bon­ner Stadt­ma­ga­zins »Schnüss« wird die Fra­ge dis­ku­tiert, ob die ange­kün­dig­te sprach­li­che Ände­rung an Kin­der­bü­chern sinn­voll ist oder eben nicht. Dies ist mein Bei­trag zum Thema.

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