Schönfärberei bis zum Schluss

Löhrzeichen

Allei­ne die Über­schrift der offi­zi­el­len Mit­tei­lung war schon eine Frech­heit. Wie unver­fro­ren muss man eigent­lich sein, ein Minus von 4,5 Mil­lio­nen Euro in der Ale­man­nia­kas­se, die dar­aus resul­tie­ren­de Zah­lungs­un­fä­hig­keit und einen geplan­ten Insol­venz­an­trag unter dem euphe­mis­ti­schen Titel »Ale­man­nia plant Neu­auf­bau in der Regio­nal­li­ga« zu ver­kau­fen? Ande­rer­seits passt die­ses Vor­ge­hen ganz her­vor­ra­gend in das Bild, das die Ver­ant­wort­li­chen der Schwarz-Gel­ben abge­ben, seit­dem der Ver­ein – oder bes­ser: die GmbH – am finan­zi­el­len Abgrund her­um­tau­melt. Mit immer neu­en Schön­fär­be­rei­en und bes­ten­falls hal­ben Wahr­hei­ten wur­de bis­lang der Ein­druck zu erwe­cken ver­sucht, die Situa­ti­on jeder­zeit fest im Griff zu haben. So auch zur Stun­de Null. Selbst mit dem Strick um den Hals wird hier also noch geplant.

Immer­hin hat­ten die anwe­sen­den Auf­sichts­rä­te bei der Pres­se­kon­fe­renz die pas­sen­den Lei­chen­bit­ter­mie­nen auf­ge­setzt. Ansons­ten gab es statt Demut aber eine gan­ze Men­ge Drum­her­um- und Her­aus­ge­re­de. »Wir haben doch gar nicht alles gewusst.« Zwei Wochen hat der hin­zu­ge­zo­ge­ne Restruk­tu­rie­rungs­be­auf­trag­te gebraucht, um sich in die Bücher der Ale­man­nia ein­zu­le­sen und das Aus­maß der Mise­re zu ergrün­den. Wie vie­le Mona­te – ja, teil­wei­se sogar Jah­re – hat­ten die­je­ni­gen dazu Zeit, die den offen­bar über­for­der­ten und mitt­ler­wei­le geschass­ten Geschäfts­füh­rer beauf­sich­ti­gen soll­ten? Und was ist dabei herausgekommen?

Für den Ver­ein und sei­ne Fans bleibt zu hof­fen, dass zumin­dest der als geplant ange­prie­se­ne Neu­auf­bau in Liga 4 gelingt. Dass die­sel­ben Her­ren, die mit auf den Eis­berg zuge­steu­ert sind, den lecken Kahn jetzt wenigs­tens bis ans ret­ten­de Ufer – sprich: ans Sai­son­ende – geru­dert bekom­men. Die Alter­na­ti­ve hie­ße kom­plet­ter Neu­an­fang in der Kreis­klas­se. Aber selbst dafür wür­de sich bestimmt ein schö­ner Euphe­mis­mus fin­den lassen.

Für die Dezem­ber­aus­ga­be des »klen­kes« war ich gebe­ten wor­den, die Nach­richt von der bevor­ste­hen­den und mitt­ler­wei­le bean­trag­ten Ale­man­nia-Insol­venz und die ent­spre­chen­de Pres­se­kon­fe­renz am 16.11.2012 zu kom­men­tie­ren. Das kam dabei heraus.

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