Route Charlemagne: Karls versteckter Palast

Freizeit Guide Euregio 2013, Seite 26

Stadt- und Euro­pa­his­to­rie span­nend dar­ge­stellt: Die Rou­te Char­le­ma­gne ver­bin­det geschichts­träch­ti­ge Orte im Zen­trum von Aachen.

Futu­ris­ti­sche Anmu­tung auf his­to­ri­schem Geläuf: Umge­ben von Edel­stahl­stre­ben und geschützt durch ein geneig­tes Dach prä­sen­tiert sich im Her­zen der Aache­ner Alt­stadt ein im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes viel­schich­ti­ges Stück kai­ser­städ­ti­sche Geschich­te. Auf rund sech­zig Qua­drat­me­tern öff­net der im April 2013 ein­ge­weih­te Pavil­lon im Eli­sen­gar­ten ein Fens­ter in die fer­ne Ver­gan­gen­heit. Bis zu 5.000 Jah­re alt sind die Expo­na­te, die in sei­nem Inne­ren zu sehen sind. Aus archäo­lo­gi­schen Gra­bun­gen stam­mend, die an die­ser Stel­le vor­ge­nom­men wur­den, bele­gen sie, dass das heu­ti­ge Aachen schon wäh­rend der jün­ge­ren Eisen­zeit besie­delt war – seit der Zeit um Chris­ti Geburt zudem kontinuierlich.

Auf der Höhe der Zeit

»Kel­ten, Römer, Karo­lin­ger, spä­tes und hohes Mit­tel­al­ter: Fund­stü­cke aus der­art vie­len Epo­chen an einem ein­zi­gen Ort sind eine ech­te Sel­ten­heit«, sagt Tho­mas Mül­ler. Der pro­mo­vier­te His­to­ri­ker zeich­net im Kul­tur­be­trieb der Stadt Aachen für die Rou­te Char­le­ma­gne ver­ant­wort­lich, deren aktu­ell jüngs­te Sta­ti­on die archäo­lo­gi­sche Vitri­ne im Eli­sen­gar­ten dar­stellt. »An die­ser sel­te­nen Viel­falt möch­ten wir die All­ge­mein­heit teil­ha­ben las­sen und uns dabei auf der Höhe der Zeit bewe­gen. Sowohl, was die wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se angeht, als auch in Bezug auf deren media­le Aufbereitung.«

Der neu­es­te Stand der Geschichts­for­schung, prä­sen­tiert mit moderns­ter Medi­en­tech­nik: Die­sen Anspruch stel­len die Ver­ant­wort­li­chen an alle Sta­tio­nen der Rou­te Char­le­ma­gne. Vom Rat­haus über das Cou­ven-Muse­um und den Eli­sen­brun­nen bis hin zum Haus Löwen­stein befin­den sich die­se Sta­tio­nen größ­ten­teils in dem Bezirk Aachens, der der­einst die Pfalz Karls des Gro­ßen ausmachte.

Tho­mas Mül­ler: »Die Pfalz ist eine sehr gut erhal­te­ne Palast­an­la­ge des frü­hen Mit­tel­al­ters, ver­steckt in spä­te­ren Bau­ten. Auf der Rou­te Char­le­ma­gne erhal­ten die Besu­cher einen Ein­druck von eben die­sem Palast, vom dama­li­gen All­tag und davon, wie Herr­schaft zu Zei­ten Karls ver­stan­den wur­de.« Weil sein Leben und Wir­ken die zen­tra­le Rol­le spielt, stand der Karo­lin­ger­kö­nig und römi­sche Kai­ser bei der Namens­fin­dung für die Rou­te auch gleich Pate.

»Die Pfalz ist eine sehr gut erhal­te­ne Palast­an­la­ge des frü­hen Mit­tel­al­ters, ver­steckt in spä­te­ren Bauten.«

Tho­mas Mül­ler, Historiker

Über meh­re­re Jah­re aus­ge­legt, ist deren Auf­bau mitt­ler­wei­le weit vor­an­ge­schrit­ten. Sorg­sam haben die Pla­ner dar­auf geach­tet, die Gege­ben­hei­ten der ver­schie­de­nen Orte in die Gestal­tung der Aus­stel­lun­gen und Füh­run­gen ein­flie­ßen zu las­sen und ihren ganz eige­nen Cha­rak­ter dadurch zu erhalten.

Zwei weitere Stationen in absehbarer Zukunft

»Im Rat­haus ist das Gebäu­de selbst das wich­tigs­te Expo­nat, das es nur sehr zurück­hal­tend zu ergän­zen galt«, nennt Tho­mas Mül­ler ein Bei­spiel. »Dar­um haben wir uns dort auf die Ein­rich­tung einer inter­ak­ti­ven Medi­en­füh­rung beschränkt.« Anders stell­te sich die Situa­ti­on etwa im Inter­na­tio­na­len Zei­tungs­mu­se­um dar. Auch des­sen räum­li­che Aus­gangs­la­ge wur­de bei der Kon­zep­ti­on berück­sich­tigt, die tech­ni­sche Aus­stat­tung aber allei­ne schon wegen der Medi­en­the­ma­tik bewusst in den Vor­der­grund gestellt.

Ins­ge­samt ist die Rou­te Char­le­ma­gne auf die­se Art seit dem Pro­jekt­be­ginn im Jahr 2009 zu einem Zusam­men­schluss sehr unter­schied­li­cher, geschichts­träch­ti­ger Orte erwach­sen. Die Rou­te ist durch­aus als Ein­heit erleb­bar, die ein­zel­nen Sta­tio­nen sind aber auch jeweils für sich einen Besuch wert. Mit der Eröff­nung zwei­er wei­te­rer Sta­tio­nen wird die Rou­te Char­le­ma­gne in abseh­ba­rer Zukunft kom­plet­tiert wer­den. Mit­te Janu­ar 2014, pünkt­lich zum 1.200sten Todes­tag Karls des Gro­ßen, wird auf dem Katsch­hof das Cent­re Char­le­ma­gne sei­nen Betrieb aufnehmen.

Im Zen­trum von Aachen gele­gen, soll es glei­cher­ma­ßen als Infor­ma­ti­ons­zen­tra­le und Aus­gangs­punkt zur Rou­te fun­gie­ren. Unter ande­rem wird im Cent­re ein Modell zu sehen sein, das erst­mals das römi­sche Aachen zei­gen wird. Für Anfang 2015 ist dar­über hin­aus die Eröff­nung des Gras­hau­ses am Fisch­markt avi­siert. Im Inne­ren des ursprüng­li­chen Rat­hau­ses von Aachen wer­den Aus­stel­lun­gen einen Bogen von Karls Impe­ri­um zum heu­ti­gen Euro­pa schlagen.

Die­ser Arti­kel ist in der Aus­ga­be 2013/​2014 des »Frei­zeit­gui­de Eure­gio« im Aache­ner print’n’press-Verlages erschie­nen. Bei Inter­es­se fin­den sich wei­te­re Anga­ben zum Frei­zeit­gui­de hier.

Update, 30.1.:
Anders als in dem Arti­kel sei­ner­zeit ange­kün­digt, ist das Cent­re Char­le­ma­gne nicht Mit­te Janu­ar eröff­net wor­den. Bei Twit­ter hat­te ich eben die Gele­gen­heit nach dem nun vor­ge­se­he­nen Eröff­nungs­ter­min zu fra­gen. Es soll der 19. Juni wer­den. Die kom­plet­te Ant­wort sieht so aus:

@wirlebenAC @Loehrzeichen Vor­aus­sicht­lich zeit­gleich mit der Eröff­nung der Aus­stel­lung, am 19. Juni 2014… Und bis dahin bei uns in der TI!

Aachen Tou­ris­mus (@AachenTourist) 30. Janu­ar 2014

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