Kein Ende in Sicht

Sonnenuntergang und Gewitter am Horizont

All­mo­nat­lich wird im Bon­ner Stadt­ma­ga­zin »Schnüss«, genau­er gesagt: auf des­sen Sei­te 7, ein Pro-und-Con­tra-Fass auf­ge­macht, an dem ich mich immer mal wie­der betei­li­ge. In der Dezem­ber­aus­ga­be ging es um den Maya-Kalen­der, den dro­hen­den Welt­un­ter­gang und um das fran­zö­si­sche Ört­chen Bug­a­rach. Ein­dring­lich appel­lier­te mei­ne Vor­red­ne­rin Git­ta an Rat und Bür­ger­meis­ter, den nahe des Orts gele­ge­nen Berg ent­ge­gen der aktu­el­len Pla­nung für Apo­ka­lyp­se-Tou­ris­ten frei­zu­ge­ben. Die Leu­te hät­ten den Zugang zu die­sem zen­tra­len Punkt der Ret­tung durch Ali­ens abso­lut ver­dient. Ende Git­ta, mein Einsatz…

Ja, lasst die Leu­te auf den Berg stei­gen. Von dort haben sie bestimmt einen super Aus­blick, wenn am Mor­gen nach dem Ende der Welt die Son­ne über Bug­a­rach auf­geht. Das gro­ße Fina­le – nebst Kabumm und außer­ir­di­schen Ret­tungs­kap­seln – wer­den sie hin­ge­gen nicht zu Gesicht bekom­men. Weder um halb Acht, noch sonst irgend­wann am 21. Dezem­ber. Man muss nicht beson­ders tief gra­ben, um Grün­de dafür zu fin­den, dass die bevor­ste­hen­de Apo­ka­lyp­se eben nicht bevorsteht.

Da wäre zum Bei­spiel der Ter­min des Welt­un­ter­gangs: Ein Frei­tag wird es also laut Maya-Kalen­der sein. Wer soll das denn bit­te glau­ben? Schließ­lich weiß ein jedes Kind: Bei den Maya – wie im übri­gen bei jeder Hoch­kul­tur seit Anno Tobak – lief die Woche von Mon­tag bis Sonn­tag. Das Ende mit­ten in solch einen Zyklus hin­ein­zu­pro­gnos­ti­zie­ren, ist doch völ­lig unlo­gisch und der Kalen­der somit höchst­wahr­schein­lich eine Fäl­schung. Auf der Suche nach deren Urhe­ber Eins und Eins zusam­men­zäh­lend, lan­det man frü­her oder spä­ter bei der Film­in­dus­trie. (Han­dels­üb­li­che Fern­seh­zeit­schrif­ten, die sich mit Kino und TV beschäf­ti­gen, enden frei­tags. Ein Zufall? Wohl kaum.)

Immer­hin hat mit Roland Emme­rich aus­ge­rech­net einer der Lieb­lin­ge der Pop­corn-Block­bus­ter-Sze­ne den Film zum Welt­un­ter­gang pro­du­ziert und sich dabei ein gol­de­nes Näs­chen ver­dient. Der »Maya-Kalen­der« wird dem­nach am ehes­ten ein vira­ler Mar­ke­ting-Coup gewe­sen sein, der lei­der ein wenig aus dem Ruder gelau­fen ist. Dass der­art vie­le Men­schen die Geschich­te als Steil­vor­la­ge für kru­des­te Theo­rien ver­stan­den haben, ist Herrn Emme­rich aber wirk­lich nicht vor­zu­wer­fen. Dass irgend­wer unter­wegs das Ört­chen Bug­a­rach ins Spiel gebracht hat, erst recht nicht.

Die eigent­li­che Tra­gö­die wird sich dort einen Tag spä­ter als vor­her­ge­sagt abspie­len. Dann näm­lich, wenn die Apo­ka­lyp­se-Pil­ger auf dem Berg mer­ken, dass die Num­mer mit der Flut­wel­le über Tibet und den aus­bre­chen­den Mega-Vul­ka­nen ersatz­los gestri­chen wur­de. Dass in zwei Tagen Hei­lig Abend ist. Dass sams­tags in Bug­a­rach die Geschäf­te frü­her schlie­ßen und sie noch kein Geschenk haben.

2 Kommentare zu “Kein Ende in Sicht”

  1. Dank mei­ner apo­tro­päi­schen Per­for­mance in Car­cas­son­ne am Don­ners­tag 20. Dezem­ber 2012 hat der Welt­un­ter­gang am 21. Dezem­ber 2012 nicht stattgefunden: 

    http://www.youtube.com/watch?v=T6UGAeSy-N0

    Wäre ich also nicht tags zuvor in Car­cas­son­ne gewe­sen und hät­te die Aus­ser­ir­di­schen – die schon auf der Höhe des Mon­des waren und eben in Bug­a­rach lan­den woll­ten — ver­trie­ben dank mei­ner apo­tro­päi­schen Per­for­mance (im Kos­tüm des Mond­got­tes Men), so wäre jetzt die Welt nicht mehr da… 

    Natür­lich weiss immer noch nie­mand (und es wird wohl auch nie­mand anders aus­ser ich es je wis­sen…), dass ich die Welt geret­tet habe – aus­ser die Leu­te, die mich in der Kathe­dra­le und der Stadt von Car­cas­son­ne gese­hen haben und der ers­te Jour­na­list, der dar­über berich­te­te (Alain Pignon): 

    http://chroniquesdecarcassonne.midiblogs.com/archive/2012/12/20/happening-a-la-cite-de-carcassonne-avant-l-apocalyste.html

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