Grandbrothers bei der 13. Aachener »Langen Nacht der Museen«: Das dekonstruierte Klavier

Grandbrothers (Foto: Robin Hartschen)
Foto: Robin Hartschen

Mit den Grand­brot­hers kom­men zwei Künst­ler nach Aachen, die dem Flü­gel und sei­nen musi­ka­li­schen Mög­lich­kei­ten neue Wege weisen.

Wenn sich die dies­jäh­ri­ge »Lan­ge Nacht der Muse­en« in Aachen ihrem Ende zuneigt, wer­den Erol Sarp und Lukas Vogel die Büh­ne im Space des Lud­wig Forum betre­ten. Gemein­sam wer­den sie sich an einen Flü­gel set­zen – Sarp an die Tas­ten, Vogel an eine gan­ze Bat­te­rie von Käs­ten, die über Kabel mit dem Instru­ment ver­bun­den sind. Und inner­halb der nächs­ten Stun­de wer­den die bei­den eben die­sem Instru­ment Melo­dien und Klang­land­schaf­ten ent­lo­cken, die anders­för­mig sind als das Alt­be­kann­te, die gleich­sam ein­gän­gig wie berüh­rend sind, die ohne jedes Wort klei­ne Geschich­ten erzäh­len und den Zuhö­rer bannen.

»Uns war es von Anfang an wich­tig, dass der Ton allei­ne aus dem Flü­gel kommt«, erklärt Erol Sarp. »Wir woll­ten kei­ne ande­ren Instru­men­te, weil das eine so viel Angriffs­flä­che bie­tet. Mit den Sai­ten, aber auch mit dem gan­zen Holz und dem Metall drum­her­um.« Im Jahr 2011 lern­ten sich Sarp und Vogel – bei­de Kla­vier­spie­ler seit Kin­der­ta­gen – wäh­rend des Ton- und Bild­tech­nik­stu­di­ums in Düs­sel­dorf ken­nen. Wäh­rend der eine, Sarp, den Tas­ten treu geblie­ben war, hat­te sich der ande­re in der Zwi­schen­zeit elek­tro­ni­schen Klän­gen zuge­wandt. Gemein­sam star­te­ten sie ein expe­ri­men­tel­les Pro­jekt, das mitt­ler­wei­le längst eine fes­te musi­ka­li­sche For­ma­ti­on gewor­den ist: Grand­brot­hers, benannt nach dem ein­zi­gen Instru­ment, das bei ihnen zum Klang bei­trägt, dem Grand Pia­no, dem Flügel.

Dass das Debüt-Album »Dila­ti­on« erst in die­sem Früh­jahr erschien, ist der Akri­bie geschul­det, mit der die bei­den zu Wer­ke gin­gen und gehen. Erol Sarp: »Es brauch­te eini­ge Zeit, bis wir unse­ren Sound gefun­den hat­ten. Wir woll­ten die Mög­lich­kei­ten erfor­schen, mit Klang expe­ri­men­tie­ren und dar­aus dann wie­der Musik machen.« Das Ergeb­nis kann sich hören las­sen – und ein biss­chen auch sehen. Denn wenn die Grand­brot­hers mit dem Auf­bau ihres Instru­ments und dem Sound­check fer­tig sind, sieht die Büh­ne immer aus wie das Labor eines durch­ge­dreh­ten Pro­fes­sors. Über­all ragen Kabel aus dem Flü­gel, als wol­le Fran­ken­stein per­sön­lich ihn im nächs­ten Augen­blick zum Leben erwe­cken. Tat­säch­lich sind es dann aber doch die bei­den Musi­ker, die am Instru­ment Platz neh­men. Der eine an den Tas­ten, der ande­re an den »Käs­ten«, um der zeit­ge­nös­si­schen Kla­vier­mu­sik eine völ­lig neue, mal per­kus­si­ve, mal elek­tro­nisch ver­frem­de­te Note zu ver­pas­sen. Und die kommt im Feuil­le­ton und beim Kon­zert­pu­bli­kum glei­cher­ma­ßen her­vor­ra­gend an.

»Alles, was auf unse­rem Album zu hören ist, kön­nen wir ganz genau so auch live spie­len«, beteu­ert Lukas Vogel. »Zusätz­li­che Spu­ren oder Samples brau­chen wir nicht.« Wenn sich die dies­jäh­ri­ge »Lan­ge Nacht der Muse­en« ihrem Ende zuneigt, kann sich das Aache­ner Publi­kum davon selbst überzeugen.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in der Sep­tem­ber­aus­ga­be des Aache­ner Stadt­ma­ga­zins »Klen­kes«. Wie sich die Grand­brot­hers anhö­ren, kann man bei­spiels­wei­se auf ihrer Sei­te bei Sound­cloud erfahren.

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