Drin oder nicht: Salz in meiner Suppe

Drin oder nicht

Manch ein Fuß­ball­freund wird sich sicher noch an die­sen WM-Moment erin­nern: Von einem Eng­län­der auf die Rei­se geschickt, don­nert der Ball an die Unter­kan­te der Lat­te des deut­schen Tores. Und von da aus springt er … ja, wohin? Vor die Linie? Hin­ter die Linie? Die­se Fra­ge beschäf­tigt den einen oder ande­ren Exper­ten bis heute.

Bei der kom­men­den Welt­meis­ter­schaft in Bra­si­li­en wird es der­art dis­kus­si­ons­wür­di­ge Sze­nen nicht geben. Dafür sorgt die Tor­li­ni­en­tech­no­lo­gie, die dem Schieds­rich­ter im Zwei­fels­fall bei der Klä­rung der Fra­ge hel­fen wird, ob der Ball nun drin war oder nicht. Ein elek­tro­ni­sches Signal und schon wis­sen wir alle Bescheid. Ganz ehr­lich: Ich möch­te das nicht.

»Aber beim Fuß­ball geht es inzwi­schen um Mil­lio­nen­be­trä­ge«, sag­te mir neu­lich ein Freund in einer Dis­kus­si­on zum The­ma. »Da muss man doch die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten aus­schöp­fen, um das Spiel siche­rer zu machen.« Nichts könn­te mir ega­ler sein. Ich gehe nicht ins Sta­di­on und ich schal­te auch nicht den Fern­se­her ein, um Wirt­schafts­un­ter­neh­men beim Gewinn­ma­xi­mie­ren zuzu­se­hen, wäh­rend sie Fuß­ball spie­len. Ich schaue Spie­le um der Spie­le Wil­len – vor­zugs­wei­se mit allem, was zu einem ordent­li­chen Dra­ma dazu­ge­hört. Ich will mich auf­re­gen, mich zeit­wei­se benach­tei­ligt füh­len und mich freu­en, wenn kurz vor Schluss trotz­dem das Sieg­tor fällt. Oder eben nicht. In dem Fall will ich ger­ne nachkarten.

Ande­re mögen sich ob sol­cher Unge­wiss­hei­ten um Scha­len und Poka­le gebracht füh­len. Aber als Fan eines Ver­eins ohne Chan­ce auf irgend­wel­che Titel jemals sind gera­de die­se Unwäg­bar­kei­ten das Salz in mei­ner Fuß­ball­sup­pe. Dar­um bin ich gegen ihre Beseitigung.

Und um noch ein­mal auf besag­ten WM-Moment zu kom­men: Der Ball war drin. Mit Tor­li­ni­en­tech­no­lo­gie hät­te Deutsch­land unter Umstän­den nicht das Halb­fi­na­le 2010 erreicht. Frank Lam­pards Schuss wäre das 2:2 in die­sem Ach­tel­fi­na­le gewesen.

P.S.: Zuge­ge­ben, für Freun­de der ratio­na­len Argu­men­te ist der Text da oben nix. Viel­leicht wer­den die aber drü­ben bei Trai­ner Baa­de fün­dig, der sich mit Zah­len und Fak­ten rund um die Tor­li­ni­en­tech­no­lo­gie beschäf­tigt hat.

Ursprüng­lich ver­öf­fent­licht wur­de mein Dage­gen in der Juni-Aus­ga­be der »Schnüss« – und da abge­hef­tet unter »Pro und Con­tra«.

5 Kommentare zu “Drin oder nicht: Salz in meiner Suppe”

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Benötigte Felder sind mit einem * markiert …