Der gute Mensch von Sichuan

Löhrzeichen

Ursu­la Thie­mens war im Lauf ihrer Kar­rie­re als Phy­sio­the­ra­peu­tin über Jahr­zehn­te an ver­schie­de­nen deut­schen Uni­kli­ni­ken tätig. Heu­te stellt sie ihr in die­ser Zeit erlang­tes Fach­wis­sen Men­schen in ande­ren Län­dern zur Verfügung.

Dass sie nach ihrer Pen­sio­nie­rung nicht schlag­ar­tig mit dem Arbei­ten auf­hö­ren woll­te, war Ursu­la Thie­mens schon klar, als sie noch in Lohn und Brot stand. Aktiv blei­ben woll­te sie statt­des­sen, »noch ein biss­chen was tun«, wie sie selbst sagt. Weil sie die­ses Vor­ha­ben wahr gemacht hat, ist die heu­te 66-Jäh­ri­ge seit dem Ende ihrer beruf­li­chen Lauf­bahn im Jahr 2007 viel her­um­ge­kom­men in der Welt. Je zwei­mal hat sie Chi­na und Mexi­ko bereist. Dabei hat sie ihre gro­ßen Fahr­ten nicht als Tou­ris­tin ange­tre­ten, son­dern als ehren­amt­li­che Ratgeberin.

Im Lauf ihrer Kar­rie­re als Phy­sio­the­ra­peu­tin über Jahr­zehn­te an ver­schie­de­nen deut­schen Uni­kli­ni­ken tätig, stellt sie das in die­ser Zeit erlang­te Fach­wis­sen nun den Men­schen an ihren Ziel­or­ten zur Ver­fü­gung. Koor­di­niert wer­den ihre Ein­sät­ze vom in Bonn ansäs­si­gen Seni­or Exper­ten Ser­vice (SES), der beren­tete Fach­leu­te zur Unter­stüt­zung von Pro­jek­ten in aller Her­ren Län­der ent­sen­det. Aktu­ell umfasst die ent­spre­chen­de Kar­tei rund 10.000 sol­cher Exper­ten aus den ver­schie­dens­ten Branchen.

Foto: Ursu­la Thiemens

Schon Jah­re vor ihrer Pen­sio­nie­rung hat­te Ursu­la Thie­mens Kon­takt zum SES auf­ge­nom­men und ihre Bereit­schaft zur Mit­ar­beit signa­li­siert. Im Janu­ar 2008 wur­de ihr der ers­te Ein­satz ver­mit­telt. Ziel: die chi­ne­si­sche Pro­vinz Sichu­an nahe der Stadt Cheng­du. Auf­trag: theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Schu­lung von Kran­ken­haus­per­so­nal in Bezug auf neu­ro­lo­gi­sche Phy­sio­the­ra­pie. Nach erfolg­rei­cher Been­di­gung ging es in ähn­li­cher Mis­si­on nach Mexi­ko, wo sie seit­her beim Auf­bau eines ambu­lan­ten Reha-Zen­trums für neu­ro­lo­gi­sche Pati­en­ten in San Juan de los Lagos behilf­lich ist.

Das Auf­ga­ben­feld, das Ursu­la Thie­mens in die­sem Zusam­men­hang beackern muss, ist äußerst viel­sei­tig. Vor Ort bringt sie Ein­hei­mi­schen die Grund­zü­ge der Phy­sio­the­ra­pie bei und berät sie bei der Anschaf­fung von Hilfs­mit­teln oder Arbeits­ma­te­ria­li­en. Zurück daheim sam­melt sie Spen­den, um der­lei Anschaf­fun­gen über­haupt erst mög­lich zu machen. An allen Ecken und Enden sind die Ergeb­nis­se ihres Enga­ge­ments mitt­ler­wei­le erkenn­bar: bei den Schu­lungs­teil­neh­mern, bei der Aus­stat­tung der Ein­rich­tung und nicht zuletzt bei den Schlag­an­fall- und Par­kin­son-Pati­en­ten, von denen vie­le zuvor phy­sio­the­ra­peu­tisch über­haupt nicht behan­delt wor­den waren.

Auch Ursu­la Thie­mens selbst pro­fi­tiert von ihren Ein­sät­zen, von den Erfah­run­gen, die sie dabei macht. »Die dor­ti­gen Zustän­de brin­gen mich dazu, das eige­ne Anspruchs­den­ken zu reflek­tie­ren«, berich­tet sie. »Und gleich­zei­tig bin ich immer wie­der fas­zi­niert, wie unglaub­lich herz­lich und hilfs­be­reit die Men­schen trotz aller Armut sind.« Die Begeis­te­rung, mit der Ursu­la Thie­mens gera­de von den zwi­schen­mensch­li­chen Begeg­nun­gen berich­tet, macht eine Fra­ge nach ihrer Moti­va­ti­on über­flüs­sig. Von jeher ist ihr der Umgang mit Men­schen, Kran­ken wie Gesun­den, sehr wich­tig gewe­sen. Zudem an frem­den Spra­chen und Kul­tu­ren inter­es­siert, stel­len die Rei­sen im Auf­trag des SES für sie den per­fek­ten Rah­men für eine ehren­amt­li­che Betä­ti­gung dar. Vor kur­zem ist sie von einem zwei­ein­halb­mo­na­ti­gen Auf­ent­halt in San Juan de los Lagos zurück­ge­kehrt. Den nächs­ten Trip im kom­men­den Jahr hat sie bereits fest im Blick.

Bis dahin wird sie sich um das zwei­te Stand­bein ihrer Ehren­amt­lich­keit küm­mern. Zuguns­ten bedürf­ti­ger Men­schen enga­giert sich Ursu­la Thie­mens nicht nur in frem­den Län­dern, son­dern auch unmit­tel­bar vor der eige­nen Haus­tür in Bonn. Bereits seit Dezem­ber 2007 arbei­tet sie im hie­si­gen Laden der welt­weit täti­gen Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Oxfam – glei­cher­ma­ßen in der Annah­me wie im Ver­kauf der diver­sen Second Hand Pro­duk­te. Deren Erlös fließt unmit­tel­bar in die Ent­wick­lungs­hil­fe­pro­jek­te der Orga­ni­sa­ti­on, wes­we­gen auch die­se Tätig­keit von Ursu­la Thie­mens letz­ten Endes den Men­schen die­ser Welt zugu­te kommt, die es nicht so gut haben wie sie selbst.

Für die Lokal­re­dak­ti­on des Gene­ral Anzei­gers habe ich eine Por­trät­se­rie über Bon­ner Bür­ger erstellt, die sich auf ver­schie­dens­ten Wegen ehren­amt­lich betä­ti­gen. Dies ist einer der Arti­kel, die in die­sem Zusam­men­hang ent­stan­den sind.

Ursu­la Thie­mens hat mir die­ses Foto von einem ihrer Chi­na-Ein­sät­ze freund­li­cher­wei­se zur Ver­fü­gung gestellt.

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