Ausstellung Ermekeilkaserne: »Bestandsaufnahme Haus 1«

Ausstellung Ermekeilkaserne: Patchwork-Linoleum

Von allen Gebäu­den hier in mei­ner Umge­bung in Bonns Süd­stadt gehört die Erme­keil­ka­ser­ne für mich defi­ni­tiv zu den inter­es­san­tes­ten. Wann immer sich eine der raren Gele­gen­hei­ten – etwa am Tag des offe­nen Denk­mals – ergibt, set­ze ich ger­ne mei­ne Füße in das ansons­ten abge­sperr­te Haupt­ge­bäu­de des Are­als. Neben der inter­es­san­ten Gegen­wart mit einem nach­bar­schaft­li­chen Gar­ten­pro­jekt auf Tei­len des Kaser­nen­hofs hat es mir vor allem die wech­sel­vol­le Geschich­te der Kaser­ne angetan.

Dabei sind die Ursprün­ge als Kaser­ne aus Kai­ser Wil­helms Zei­ten gar nicht mehr so gut zu erken­nen. Zu sehr wer­den die Relik­te aus jener Zeit über­deckt von dem, was wäh­rend der jun­gen Bun­des­re­pu­blik hier los war: Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um, Beam­ten­tum, Lin­ole­um. Doku­men­te aus die­ser im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes grau­en Vor­zeit kann man der­zeit im Inne­ren des Hau­ses 1 anschauen.

In ins­ge­samt vier Räu­men (plus Flur) zeigt das Künst­ler­paar Chris­ti­ne Rüh­mann und Sjaak Beems­ter­boer eine foto­gra­fi­sche Bestands­auf­nah­me der Erme­keil­ka­ser­ne. »Bestands­auf­nah­me Haus 1« heißt ihre Aus­stel­lung fol­ge­rich­tig auch. Sie zeigt Foto­se­ri­en von Patch­work-Lin­ole­um, von Tür­ar­ran­ge­ments der beson­de­ren Art oder von Wol­ken, die Büro­stüh­le über Jah­re in den Boden gekrei­selt haben. Min­des­tens so schön wie morbide.

Einer der Räu­me ist kom­plett den Zim­mern gewid­met, in denen der dama­li­ge Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Franz-Josef Strauß her­um­mi­nis­ter­te. Dort steht zum Bei­spiel noch sei­ne Bade­wan­ne, die beweist, dass Herr Strauß erst in spä­te­ren Jah­ren an Kör­per­lich­keit zuleg­te. Auch von die­sem geka­chel­ten Relikt gibt es natür­lich ein Foto.

»Bestands­auf­nah­me Haus 1« läuft noch bis ein­schließ­lich zum 23. Novem­ber 2014. Der Zugang erfolgt über das Tor mit dem Wach­häus­chen (Erme­keil­stra­ße 27). Geöff­net ist Haus 1 und somit die Aus­stel­lung jeweils zwi­schen 15 und 18 Uhr. Zumeist trifft man dort die bei­den Künst­ler an, die ger­ne erklä­ren­de Wor­te zu den Bil­dern liefern.

Nicht zugäng­lich, auch nicht wäh­rend der Aus­stel­lung, ist der Bereich in den obe­ren Stock­wer­ken – dem, wo unter ande­rem die Bade­wan­ne steht. Bei einem Tag des offe­nen Denk­mals habe ich in die­sem Gebäu­de­teil ein­mal eine Füh­rung mit­ge­macht. Unter ande­rem hängt dort eine über­di­men­sio­na­le Welt­kar­te, ein Geschenk des US-Außen­mi­nis­te­ri­ums mit ein­deu­ti­ger Bot­schaft: Das Zen­trum sind wir. Die­ses Bild ist nicht Teil der Aus­stel­lung. Aber weil es gera­de irgend­wie passt, packe ich es dann auch noch hier dazu.

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